Jubiläümsposter 2Dossenheim um das Jahr 1470,  zwischen den beiden Territorialmächten Kurpfalz und Kurmainz besteht eine Fehde um die Vormacht in der Region, Kurfürst„Friedrich der Siegreiche“ hat das Dorf Dossenheim zerstört und der letzte Widerstand auf der schon sturmreif geschossenen Schauenburg wird durch anhaltenden Kanonenbeschuss gebrochen. Im Heerlager unterhalb der Burg sammeln sich die Kämpfer, Marketenderinnen und der mittelalterliche Troß und bereiten sich nun auf die Eroberung Schriesheims vor. Waffendrill im Heerlager ist angesagt, aber auch die Unterhaltung soll nicht zu kurz kommen. Wenn auch aus Chronistensicht nicht ganz korrekt – so oder so ähnlich durfte man sich die Szenerie vorstellen beim “Besuch im Spätmittelalter” am Wochenende des 16. und 17. Juli, anlässlich der 1250-Jahr-Feier unserer Gemeinde.

Viele kamen und staunten: der Verein „Nürnberg 1474 – Leben und Handwerk in der spätmittelalterlichen Reichstadt“ war mit einem Tross von 83 Darstellern, Pferden, Fuhrwerk, Zelten, Waffen und Ausrüstung aus ganz Deutschland und der Schweiz nach Dossenheim gekommen, um das Lagerleben und die Burgbelagerung nachzustellen, die 1460 zur Zerstörung der Schauenburg geführt hatte. Besonders wurde von den Besuchern geschätzt, dass alle Darsteller in Kleidung, Ausrüstung und Lebensweise eine authentische Annährung an diese mittelalterliche Periode versuchten. Ein profundes Wissen um diese Zeit ist Voraussetzung dafür, und dieses Wissen gaben die Darsteller auch gerne weiter.
Am eindrucksvollsten war wohl das „Beschießen“ der Burg mit den mitgebrachten Kanonen und Legstücken, die mit unglaublichem Lärm und Qualm das Gefecht um die Burg greifbar machten. Bis weit ins Tal war das Donnern zu vernehmen. Ebenso die Gegenwehr von den Burgmauern, als die Schützen ihre Büchsen abfeuerten. Als sich der Rauch verzogen hatte, konnten die Besucher im Burginnern mittelalterlichen Handwerkern über die Schulter schauen und zur ihrem Tun befragen. Unterhalb der Burg hatte das Heerlager seine Zelte aufgeschlagen und dort ging es zwar nicht ganz so laut wie auf der Burg, aber genauso interessant zu. Für Groß und Klein war der Ritter Arne Koets der Hingucker. Ob in glänzender Rüstung, zu Pferd oder zu Fuß, wusste er und die anderen Kämpfer und Hellebardenträger einiges zur Kampf- und Kriegstechnik zu erzählen und auch vorzuführen. Der Ritter ist übrigens ein Profi, also ein Vollzeit-Ritter, der mit seinem Knappen, seinem Pferd und der gesamten Ausrüstung rings um die Welt reist, um an derartigen authentischen Mittelalter-Darstellungen oder Ritterturnieren teilzunehmen. Imposant das nachgestellte Duell, als sich der Ritter und Knappe mit ihren Lanzen hoch zu Ross attackierten, oder die Fußtruppen einen „Angriff“ auf die Besucher vortrugen. Das Lagerleben mit gemeinsamem Essen am Feuer, mittelalterlichen Tätigkeiten in den Zelten, Einblicke ins „Glücksspielzelt“ und das Vortragen eines mittelalterlichen Fastnacht-Schauspiels wird man wohl nicht so bald wieder in Dossenheim erleben können. Tausende Besucher an den beiden Tagen ließen sich die Gelegenheit, lebendige Geschichte aus nächster Nähe anzuschauen, nicht entgehen.
Ein herzlicher Dank geht an alle, die diese Veranstaltung organisierten und möglich gemacht haben, besonders an Thomas Schiller von der Gemeindeverwaltung, Andreas Petitjean als Mitglied des Vereins „Nürnberg 1474“ und Eugen Reinhard von der AG Schauenburg. Ein besonderer Dank auch an diejenigen, die für Sicherheit und für Speis und Trank auf der Burg sorgten, nämlich den Mitarbeitern der AG Schauenburg, dem „Linseneintopf-Team“ des Heimatvereins und dem FC Dossenheim! Dem Verein „Bergsträßer Drachenflieger“ danken wir für den Shuttle-Service zur Burg und dem MSC Dossenheim für die Zurverfügungstellung seiner Einrichtungen!

Impressionen vom “Besuch im Spätmittelalter” – Bilder von Andreas Petitjean (zum Vergrößern bitte anklicken):

Besuch im Spätmittelalter am 16./17. 07. 2016 (Rückblick)

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